Im Gespräch mit einer Korsettmacherin – was wirklich wichtig ist beim BH
Einmal ganz direkt: Ja, bei einer FARBGLÜCK Stilberatung beschäftigen wir uns auch mit deinen Brüsten. Und zwar im Gesamtbild deiner Silhouette, bei der Betrachtung deiner Figur. Das nimmt keinen riesigen Raum ein, ist aber ein wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, herauszufinden, was dir wirklich steht. Da gehört der passende BH auch dazu.
In meinen Stilberatungen ist mir aufgefallen, dass es ganz unterschiedliche Vorlieben beim passenden BH gibt. Viele meiner jüngeren Kundinnen mögen es lieber natürlich und bevorzugen weiche Materialien. Ein BH ist für sie nicht so sehr ein Trage-Muss. Ich selbst gehöre zur Generation Push-Up. Formgebend, bei kleinen Brüsten gerne Vergrößerung und auf jeden Fall sexy darf es sein. Bei meinen Kundinnen, die etwas älter sind, die sich gerade in oder schon nach den Wechseljahren befinden, wird der Halt besonders wichtig.
Für diesen Artikel habe ich zunächst Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren jeglicher Körperform und BH-Größe danach gefragt, welche Herausforderungen sie bei der Suche nach dem passenden BH haben. Und um ihnen und uns alle passende Antworten liefern zu können, führte ich danach ein Interview mit meiner BH-Expertin Elizabeth Konstantinidis.
Was Frauen wirklich beim BH stört – und was sie sich wünschen
Zunächst hat mich interessiert, wie viele BHs Frauen eigentlich besitzen und für welche Anlässe. Im Durchschnitt waren es etwa 12 Stück. Bei meinen Befragten reicht die Spannbreite von sechs bis zu 25 BHs. Die Büstenhalter werden meist nach Einsatzbereichen sortiert: Alltag, Sport, besondere Anlässe z. B. Dirndl, trägerlose Outfits und natürlich Dessous.
Auf die Frage, warum sie BHs tragen, nannten die meisten den Halt als Hauptgrund – dicht gefolgt von Gewohnheit, dem Wunsch nach einer schönen Silhouette und dem Schutz empfindlicher Brustpartien. Besonders wichtig sind den Frauen Passform, Komfort und Qualität, und wie sich der BH auf der Haut anfühlt.
Und dann die Herausforderungen: Vor allem Frauen mit großer Oberweite wünschen sich gut sitzende und gleichzeitig leistbare BHs in ihrer Größe. Aber unabhängig von der Körbchengröße berichten viele davon, wie schwer es ist, überhaupt BH Modelle zu finden, die wirklich passen. Manche hatten das Glück, ihren „perfekten BH“ zu entdecken, nur um dann festzustellen, dass genau dieses Modell plötzlich nicht mehr hergestellt wird. Die Suche beginnt dann wieder von vorne. Damit es künftig leichter wird, können euch die folgenden Tipps und Empfehlungen meiner BH-Expertin in Zukunft hoffentlich gut unterstützen.
BH-Frust war gestern – im Gespräch mit einer Korsettmacherin
Die Imageberaterin Elizabeth Konstantinidis aus Solingen ist ausgebildete Damenschneiderin und Korsettmacherin. Wir haben uns während der Ausbildung zur Stilberatung kennengelernt und von Anfang an sehr gut verstanden. Wenn es um das Thema BH-Passform geht, ist sie aufgrund ihres Werdegangs und ihrer Berufserfahrung für mich die beste Expertin. Ich freue mich sehr, dass Elizabeth sich die Zeit genommen hat, meine vielen Fragen zu beantworten! Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und inspirierende Erkenntnisse aus diesem Interview:
Was ist beim BH-Kauf besonders wichtig?
Das vorherige Ausmessen! Das ist das Allerwichtigste, damit fängt man erstmal an und da wird immer, immer falsch gemessen und deswegen auch immer falsch gekauft. Man misst den Brustumfang und den Umfang unter der Brust. Und zwar unangenehm eng! Warum? Ganz einfach deswegen, weil ein BH richtig fest sitzen sollte, ohne nach oben oder unten zu rutschen.
Ein BH ist in erster Linie dazu da, Halt zu geben. Im Zweifel, wenn man zwischen zwei Größen liegt, kauft man immer die kleinere. Denn das Material des BHs, wie zum Beispiel Elasthan, wird durch das Waschen immer weicher und leiert aus. Dadurch wird das Unterbrustband immer weiter. Tipp für den Neukauf : bei einem BH sollte der Verschluss immer an der weitesten Stelle geschlossen werden, so hat man noch 2 engere Varianten für die richtige Passform im Laufe der Zeit. Das Brustband sollte gerade auf Brusthöhe über den Rücken verlaufen. Dementsprechend sollten auch die Träger richtig eingestellt werden.
Dann sollte natürlich die Brust immer gut verpackt sein. Das würde ich immer empfehlen. Sie kann auch sexy verpackt sein, wie ein halber Cup und der Rest oben mit Spitze. Besonders an den Seiten die Brust gut stützen. Es sollte nichts einschneiden, aber auch nichts rausfallen. Die Träger dürfen auf der Schulter keinesfalls einschneiden. Es sollte auf gar keinen Fall etwas weh tun oder das Tragen unangenehm machen. Die Brust soll nicht nach vorne hängen, sondern das Gewicht von den Schultern getragen werden. Das vermeidet auch Rückenschmerzen.
Mein absolut wichtigster Tipp: Immer mal wieder neu ausmessen, denn der Körper und auch der Busen verändern sich. Eine Fachberatung im Geschäft ist sinnvoller als frustrierendes Online-Shopping. In Graz kann ich das Fachgeschäft Frauenheil in der Albrechtgasse 9 empfehlen. Es wurde mir selbst ans Herz gelegt. Natürlich gibt es auch anderswo gute Fachgeschäfte, je nachdem, wo man lebt. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich vor Ort gut beraten zu lassen.
Welche Tipps hast du für Frauen mit großer Oberweite?
Bei BH-Größen ab Cup D geht es insbesondere um Halt. Hier gibt es ganz klare Empfehlungen: Full-Cup – ganze Cups, die die Brust komplett abdecken. Tiefe Ausschnitte ermöglichen, dass der Busen herausfallen kann.
Ist man sehr schmal gebaut und hat eine große Brust, geht auch ein Balconette-BH. Ist man von den Schultern eher breit, sollte man unbedingt einen Full-Cup-BH oder Vollschalen-BH wählen. Um die breiten Träger kommt keine Frau mit großem Busen herum. Das ist leider nichts so sexy, aber die einzige Möglichkeit, dass das Gewicht der Brust von den Schultern gut getragen werden kann. So schneidet nichts ein und man vermeidet auch Rückenschmerzen, die durch falsche Gewichtsverteilung entstehen können.
Ebenso unerlässlich ist die seitliche Verstärkung im BH. Damit wird der Halt nach vorne geschoben. Ca. 3 cm an der Seite sind gut. Zudem ist die Materialauswahl wichtig bei einer Cup-Größe ab D. Der Elasthan-Anteil ist ein Qualitätsmerkmal, das leider auch die guten BHs für große Größen teuer werden lässt.
Bei großen Größen empfehle ich vor allem PrimaDonna und Chantelle – zwei Marken, die nicht nur gut sitzen, sondern auch richtig schön aussehen. Die Bodys von PrimaDonna sind dabei meine persönlichen Favoriten: bequem, stilvoll und toll geschnitten.
Welche Empfehlungen hast du für Frauen mit kleiner Oberweite?
Bei kleinen Brüsten sind der Schutz und das Tragegefühl viel wichtiger als der Halt. Besonders bei jungen Frauen ist die Haut oft sehr dünn und empfindlich. Da ist es wichtig, auf weiche Materialien und weniger auf Stilelemente zu achten. Gut passen könnten da Triangel-BHs, Soft-BHs oder Soft-Bustiers. Auch hier: Es darf bequem sein und es soll nichts drücken!
Um der Brust mehr Form oder Größe zu geben, eignen sich natürlich Push-Up BHs, Bustiers oder BHs mit leichter Polsterung sowie BHs mit Bügel. Balconette-BHs sind auch bei kleiner Oberweite sehr schön.
Marken, die ich für eine kleine Oberweite toll finde, sind Lascana, für junge Mädchen Sanetta und Klassiker gibt es bei Schiesser. Interessant sind auch Intimissimi und Calvin Klein. Der Vorteil bei einer kleinen Oberweite ist, dass auch preisgünstigere Anbieter wie Hunkemöller und H&M in Frage kommen, da man nicht so sehr auf haltgebende Materialien achten muss.
Gibt es Materialien, auf die man beim Kauf achten sollte?
Die Materialauswahl richtet sich stark nach den Bedürfnissen. Habe ich eine schwere Brust? Dann kommt man nicht um viel Elasthan herum. Bin ich Mutter? Bewege ich mich viel oder treibe viel Sport? Lege ich Wert auf Bio-Baumwolle und nachhaltige Materialien? Das sind alles Fragen, die man sich selbst stellen kann, um herauszufinden, auf was man Wert legt.
Generell stelle ich fest, dass die Hersteller den Fokus auf schnelle und günstige Produktion legen. Am liebsten mit wenig Material. Heute wird oft eine günstige Spitze eingearbeitet und keine Baumwollspitze. Bio-Baumwolle ist teuer und nicht leicht zu finden. Dann das Problem, welches Material für die Pads und Polsterung gewählt wird. Wir Frauen sollten uns bewusst machen, wie dünn die Haut unserer Brust ist und hinterfragen, was wir direkt auf der Haut tragen möchten. Auch über die Verschlussmaterialien und Trägerschnallen kann man sich Gedanken machen: möchte man Metall oder Plastik.
Welche Empfehlungen hast du für die BH-Pflege?
Das ist eine sehr gute Frage, denn hier gibt es viel Unwissenheit. Natürlich kann man mit den modernen Waschmaschinen BHs in einem Wäschesäckchen im Handwaschprogramm waschen. Ich persönlich würde das jedoch nie machen. Ich reinige BHs in warmem Wasser mit einem nachhaltigen Feinwaschmittel ohne Parfum und ohne Zusatzstoffe. Da ich den BH den ganzen Tag direkt auf meiner Haut trage, möchte ich persönlich da nichts Parfümiertes oder Chemisches verwenden. Und nicht vergessen: regelmäßig Waschen! Nicht so häufig wie eine Unterhose jedoch auch nicht zu selten.
Weisst du denn, wie man BHs richtig aufbewahren soll? Vermutlich nicht. Bevor ich das verrate: BHs trocknet man nicht irgendwie aufgehängt oder hingelegt. Und hier ist schon die Lösung: Man hängt sie immer so auf, als würde man sie tragen. Den Verschluss schließen, auf einen Kleiderbügel hängen. Lagern genauso. Wenn du deine BHs im Liegen lagerst, achte darauf, dass jeder BH ausreichend Platz hat. Dass sich Cups nicht verformen oder eingedrückt werden. Für einen langlebigen BH sollte er immer seine Form bewahren können.
Viele junge Frauen bevorzugen Natürlichkeit und möchten eher keinen BH tragen. Was denkst du darüber?
Das ist eine gemeine Frage, denn schließlich bin ich gelernte Korsettmacherin! Also, generell ist es sicher so, dass es gesünder wäre, gar keinen BH zu tragen. Denn ein BH drückt den ganzen Tag auf Meridiane und Nervenbahnen.
Wenn ich an unseren Job als Stilberaterinnen denke, da spielt ein BH schon eine Rolle. Denn wir arbeiten ja mit der Silhouette einer Frau, den Linienführungen und Proportionen. Wenn ich mit Unterstützung eines BHs keine Übergänge kreieren kann, dann kann ich nicht mit einer exakten Passform arbeiten. Vielleicht spricht jetzt auch die Damenschneiderin aus mir.
Verändern sich die Bedürfnisse an einen BH je nach Alter oder Lebensphase?
Feststellen kann man sicher, dass es je nach Lebensphase unterschiedliche BH Bedürfnisse gibt. Junge Mädchen brauchen erstmal Bequemlichkeit, weiches Material, nichts so sehr Auffälliges, weil mit dem Brustwachstum auch oft Scham und Verstecken verbunden ist. Bei jungen Frauen werden dann Push-Up, Spitze, Edles, Buntes wichtig. Der BH wird zum Kleidungsstück, das man auch wunderbar inszenieren kann. Wird man Mutter, braucht man es eher pragmatisch. Treibt man viel Sport, dann geht es um Funktion und Halt. Ab einem Alter von ca. 45 wird es wieder spannend, wenn sich der Körper verändert. Wenn die Wechseljahre auftauchen. Das Bindegewebe und damit auch die Brustform verändern sich, und damit auch die BH-Größe.
Gibt es Mythen über BHs, die du gerne aufklären würdest?
Mythen. Eigentlich nicht. Schön wäre, wenn wir Frauen uns, statt über BHs zu meckern, erst einmal mit unserer Weiblichkeit auseinandersetzen und dann mit Freude und innerer Ruhe an die Sache gehen. BHs sind etwas zutiefst Weibliches, für das Frau sich Zeit nehmen darf. Jede von uns ist individuell. Daher ist die Suche nach dem passenden BH auch individuell. Lasst euch nicht so sehr von dem treiben, was ihr in den Schaufenstern seht, sondern schaut hin, was ihr für einen Busen und Körper habt, und was zu euch passt. Auch vom Stil her. Das ist eine ganz persönliche Angelegenheit!
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Hinweis: Die Markenempfehlungen basieren auf persönlichen Erfahrungen und sind nicht im Rahmen einer bezahlten Kooperation entstanden.